Kinder gegen Kinderarbeit

Illustration von Stefanie Sargnagel für die Bürger*innen-Initiative für ein Lieferkettengesetz

Am 12.Juni 2021, am internationalen Tag gegen Kinderarbeit hat die Bürger*innen-Initiative für ein Lieferkettengesetz Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren dazu eingeladen an einer Protestaktion gegen Kinderarbeit teilzunehmen. Zwei 12-jährige Mädchen haben die Gelegenheit genutzt, um die Leidensgeschichten von Gleichaltrigen aus dem globalen Süden nachzuerzählen. 

C – Yaruzos

Sie wollten damit aufzeigen, wie es Kindern in Ländern wie Bangladesch, Indien oder dem Kongo tagtäglich geht und unterstreichen, wieso es auch in Österreich dringend ein Lieferkettengesetz braucht. Denn die Profiteure der Kinderarbeit sind in der Regel auch europäische Konzerne, die bislang nicht haftbar gemacht werden können für die Verbrechen, die sich entlang ihrer Lieferketten abspielen. Die beiden Geschichten können Sie hier im Volltext nachlesen, Video und Bildmaterial der Aktion wird zeitnah ergänzt.  

Sascha Osaka, osaka.at

Anika, 12 Jahre alt: „Ich möchte heute die Geschichte von einem Kind erzählen, dass nicht so viel Glück hatte wie ich, in Österreich geboren worden zu sein. Sein Name war Arian er wurde elf oder zwölf Jahre alt, genau wusste er das nie aber erzählte vor seinem Tod, dass er gerne einmal Geburtstag feiern würde.

Er wuchs in Bangladesch auf, in einem kleinen fensterlosen Zimmer, die nächste Duschgelegenheit war 10 Minuten entfernt und wurde mit den anderen Familien geteilt. Seine Eltern arbeiten in derselben Fabrik wie er und sein älterer Bruder. Seit er etwa 10 Jahre alt ist geht er jeden Tag in der Früh in die Lederfabrik. Jeden Tag Montag bis Sonntag 10-12h am Tag. So etwas wie Wochenenden gibt es nicht. Freizeit nur selten. Er verdiente dabei 25 € pro Monat, wenn er keine Fehler machte. Jeder Fehler hieß weniger Geld zum Überleben. Er erzählte er, wie er einmal Leder fallen gelassen hatte und dann von einem Aufseher so sehr verprügelt wurde, dass er ins Krankenhaus musste.

 Aber auch sonst hieß seine Arbeit mit großen Maschinen arbeiten, an denen sich regelmäßig Kinder schwer verletzten, schwer tragen und mit giftigen Chemikalien das Leder säubern. Ohne Pausen, ohne Rechte. Das Leder, dass er produzierte, Tragen wir als Schuhe und Taschen, ohne zu wissen welches Elend dahintersteckt. Wie er elf Jahre alt war, eröffnete eine Hilfseinrichtung in der Nähe der Fabrik, wo Kinder zumindest die Grundlagen des Alphabets lernen sollten. Er erzählte, wie peinlich es ihm war das er seinen Namen nicht auf die Schulliste schreiben konnte. Doch er lernte es. 

Mit 12 oder 13 Jahren verstarb er bei einem Arbeitsunfall.“

Sascha Osaka, osaka.at

Smilla, 13 Jahre alt:Ich will euch die Geschichte von Ajani erzählen sie wurde 11 Jahre alt. Ajani wuchs in Nigeria auf mit ihrem Papa, an ihre Mama konnte sie sich kaum erinnern. Sie starb an einer Blei Vergiftung, bei derselben Arbeit die dann Ajani machen musste. Sie muss arbeiten, weil auch ihre kleinen Brüder jeweils mit 1 und 3 verstorben sind, sie sagte, wie sehr sie die beiden vermisst. Es gibt eine Aufnahme von der Hilfsorganisation Unicef von ihr, wo sie sagt:“ Ich habe keine Träume mehr, ich bin doch nie zur Schule gegangen. Sie haben gesagt zu Arbeiten ist besser als der Tod, aber ich bin müde und ich brauche eine Pause. Die reichen Kinder haben es gut.“ 

Ihr Alltag bestand, seit sie gerade einmal 6 Jahre alt war aus 10h harter körperlicher Arbeit. Löcher buddeln, Erde sieben und versuchen möglichst viel Gold mit Chemikalien aus den Steinen zu lösen. Mit giftigen Chemikalien. Sie verdient so ein paar Cent am Tag, die auch kaum dazu reichen, dass sie und ihr Vater überleben können. So werden eben jene seltenen Erden abgebaut, die bei uns in den Smartphones sind. An denen ihr Blut klebt.“ 

Flo, 14 Jahre alt: „Das Mädchen über das ich heute sprechen möchte hieß Madkam, sie war 12 Jahre alt und wuchs in Indien auf. Sie lebte wie viele junge Menschen in Armut und musste ihre Familie unterstützen. Deshalb konnte sie nicht zur Schule gehen obwohl sie das immer wollte. Sie musste weg von zu Hause und auf einer 100 km weit entfernten Chilifarm arbeiten. Fixe Arbeitszeiten gab es nicht, zwischen unerträglicher Hitze, Müdigkeit und Schmerzen bewegte sich ihre Kindheit.

Im April 2020 verlor sie sie aufgrund des Covid-Lockdowns ihren Job und musste zu Fuß durch die Hitze und unwegsames Gelände gehen. Nach 4 Tagen litt sie an Bauchschmerzen und Atemlosigkeit. Nur 11 Kilometer vor dem Ziel starb sie schlussendlich an Erschöpfung und Dehydrierung. Sie hätte eine Chance gehabt. Wäre sie eines von den reichen Kindern gewesen so wie sie sagen. Aber sie starb weil sie es eben nicht war.“

Anika und Smilla engagieren sich beim österreichischen Jugendrat.

Fotos: Sascha Osaka, osaka.at