Unter dem Motto „Außen hui, innen pfui“ haben wir für ein Lieferkettengesetz heute die Besucher*innen der Eröffnung der neuen IKEA-Filiale am Wiener Westbahnhof über die Machenschaften des schwedischen Konzerns informiert. Denn entgegen dem aufwendig inszenierten „ökologischen“ Image von IKEA, basiert das Geschäftsmodell des Konzerns auch auf der Verwendung von Holz aus illegalem Raubbau.
Das dokumentiert ein bei der Protestaktion vorgestellter neuer Investigativbericht der rumänischen Partnerorganisation „Agent Green“. Darin wird auf Basis einjähriger Recherchen festgehalten, wie IKEA als größter privater Waldbesitzer Rumäniens auf einer Fläche, größer als das gesamte Wiener Stadtgebiet, systematisch Umweltstandards verletzt. Und damit nicht nur gegen die eigenen Richtlinien und Bestimmungen des FSC-Gütesiegels verstößt, sondern auch gegen europäisches und internationales Recht.
Wir fordern daher die Implementierung eines nationalen wie europäischen Lieferkettengesetzes und haben auch ein Crowdfunding zur Finanzierung seiner mehrjährigen Kampagne gestartet. Sprecherin Veronika Bohrn Mena:
„Die groteske Nachhaltigkeits-Inszenierung der neuen IKEA-Filiale in Wien ist das perfekte Beispiel dafür, wie multinationale Konzerne mittels Greenwashing versuchen die Verbrechen in ihren Lieferketten zu verschleiern. Seit Jahren wird dokumentiert, wie IKEA illegal gerodetes Holz verwendet, etwa aus der Ukraine oder aus Sibirien. Und auch aus Rumänien, wie der neue Bericht von Agent Green zeigt. Wir verdanken es der wertvollen Arbeit von Gabriel Paun und seinen Mitstreiter*innen, dass wir nun Schwarz auf Weiß sehen, wie IKEA die letzten europäischen Urwälder für billige Möbel vernichtet.“
Agent Green veröffentliche einen Bericht aus dem hervorgeht, dass IKEA die rumänischen Urwälder, die sie in den letzten Jahren gekauft haben, so schnell wie möglich abholzt. Diese Praktiken sind das Gegenteil ihres grünen Marketings. Agent Green hat bereits früher aufgedeckt, wie IKEA Holz aus rumänischen Urwäldern in Staatsbesitz auf den Weltmarkt bringt:
„IKEA mag billige Ausreden finden, wenn die Lieferkette einen anderen Waldbesitzer, Sägewerke und Spanplattenfabriken umfasst. Aber dieses Mal decken wir auf, was sie in ihren eigenen Wäldern tun, die sie in Rumänien abgeholzt haben. Das ist Heuchelei! Die Erde schmilzt und IKEA zerstört genau die natürlichen Hilfsmittel, die das Klima, die Artenvielfalt, sauberes Wasser, Boden und Luft retten könnten. Es ist an der Zeit, dass IKEA von Green Washing zu echtem grünem Handeln übergeht„, sagt Gabriel Paun, Präsident der rumänischen Umwelt-NGO Agent Green.
Dazu Veronika Bohrn Mena: „Die Zeit der Freiwilligkeit und der Gütesiegel muss ein Ende finden, denn sie sind nachweislich wirkungslos. IKEA zeigt, wieso es ein Lieferkettengesetz braucht, das zu echten rechtlichen Konsequenzen führt. Erst wenn die großen Profiteure des Raubbaus am Ende der Lieferkette dafür zur Verantwortung gezogen werden, was die Menschen und Firmen für sie vor Ort anrichten, erst dann wird sich was ändern. Die Vorstände sollten persönlich dafür haften und die Konzerne Milliarden an Strafzahlungen fürchten müssen, das ist die einzige Sprache, die solche juristischen Konstrukte verstehen.
Der heutige Protest ist nur der erste Schritt in einer langen Reihe an Maßnahmen, die wir in den kommenden Monaten setzen werden. Wir wollen damit einerseits die Öffentlichkeit über die Geschäftemacherei von multinationalen Konzernen informieren, andererseits aber auch ein nationales wie europäisches Lieferkettengesetz durchsetzen. Ab heute sollte allen in Österreich operierenden Konzernen klar sein, dass wir die von ihnen beauftragte oder tolerierte Verletzung von Menschenrechten und Umweltstandards nicht länger hinnehmen“ so Veronika Bohrn Mena.
Lena Schilling über IKEAs Einfluss auf die Klimakrise. Die Klimaaktivistin bei Fridays for Future und Gründerin der österreichischen Jugendrats sagt: „Die Zerstörung und Ausbeutung der Umwelt, durch Konzerne wie Ikea, bedingen die drastische Entwicklung der Klimakrise. Wir stehen vor der größten Krise der Menschheit und der Profit dieser Unternehmen darf nicht wichtiger als die Zukunft meiner Generation und die Lebensgrundlage aller Menschen sein.“.
Fotos: Sascha Osaka, osaka.at